Die Online-Marketing-Branche profitiert von gegenseitigem Wissensaustausch. Lerne von anderen und gib das Gelernte weiter. Fabian Auler von Farbentour.de lässt uns heute an seinem Erfahrungsschatz teilhaben und berichtet von seinen 11 persönlichen SEO-Erkenntnissen.
Meine 11 persönlichen SEO-Erkenntnisse der letzten drei Jahre
In den letzten Jahren habe ich über 60 Online-Projekte im Bereich Online-Marketing betreut und beraten und möchte heute einige wichtige Erfahrungen aus dieser Zeit mit dir teilen. Wenn du Fragen hast, würde ich mich über einen Kommentar von dir sehr freuen.
1. SEO ist keine exakte Wissenschaft
Im Bereich SEO kann man nie auslernen. Niemand von außen kann genau sagen, welche Algorithmen von Google zur Berechnung der SERPs wie gewichtet werden. Daher ist Suchmaschinenoptimierung keine exakte Wissenschaft, sondern beruht auf vielen Tests, Vermutungen und stellenweise auch auf Hoffnungen.
Insbesondere das „Testen“ ist wahnsinnig schwierig, da viele „Verbesserungen“ nicht sofort zu sehen sind, sondern es oftmals dauert, bis diese greifen. Du hast bspw. einen sehr starken Link von einer themenrelevanten Seite bekommen und wunderst dich, warum nichts passiert? Nach meinen Erfahrungen kann es gern auch mal mehrere Wochen dauern, bis ein starker Link anfängt zu wirken. In dieser Zeit können allerdings unzählige Veränderungen an den Google-Algorithmen vorgenommen worden sein. Fängt die eigene Website jetzt an, gute Rankings zu erreichen, ist sehr schwer zu sagen, ob es an einem starken neuen Link liegt, an einem Google-Update oder vielleicht sogar andere Ursachen hat – z. B. neue Inhalte auf deiner Seite. Als SEO- und Webmaster, der Traffic über die Suchmaschinen erzielen will, muss man mit dieser Unwissenheit leben können.
2. SEO-Texte sind irrelevant
Wer auch immer den Begriff „SEO-Text(e)“ erfunden hat, soll sich hiermit von einem grimmigen Blick meinerseits verachtet fühlen.
Es gibt heutzutage keine SEO-Texte: Entweder schreibst du sinnvolle Texte mit einem hohen Mehrwert (was das ist, ich erkläre ich gleich) oder du lässt es bleiben! Die ganzen Mythen mit einer hohen Keyword-Dichte werden oftmals sehr schnell als Keywordstuffing abgestraft und sollten vermieden werden.
Ein Text mit einem hohen Mehrwert bedeutet, Informationen zu liefern, die bestmöglich die Fragen der Zielgruppe beantworten können. Solche Texte lieben die Menschen, wenn sie im Internet nach Informationen suchen. Die Suchmaschine will immer die bestmöglichen Antworten zu einer bestimmten Frage oder einem Problem liefern.
Überlege dir immer die Suchintention hinter jedem Begriff. Wenn die Menschen in die Suchleiste dein Wunsch-Keyword, zu dem du ranken willst, eingeben, wonach suchen sie dann? Genau diese Fragen muss du beantworten können.
Schau dir dabei immer die TOP 10 (deine Konkurrenz) bei Google an. Welche Informationen liefern diese? Sind es lange oder kurze Texte? Welche Besonderheiten fallen dir auf? Werden bspw. viele Videos verwendet, welche Fragen werden dort genau beantwortet usw.?
Mit Tools wie Hypersuggest oder AnswerThePublic kannst du dir zu vielen Suchbegriffen interessante Fragestellungen und Longtail-Keywords anschauen, um herauszufinden, welche Probleme die Zielgruppe haben könnte und nach welchen Antworten diese sucht.
3. Wer bei SEO spart …
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder Kunden beraten, die zuvor auf „billige SEO-Angebote“ von Agenturen reingefallen sind. Ich möchte hier niemanden an den Pranger stellen, sondern einige Webmaster wachrütteln.
Wie soll eine Agentur oder ein Freelancer für einige wenige Hundert Euro im Monat vernünftig SEO betreiben können?
Allein die komplette Analyse über eine Keywordrecherche bis hin zur Erstellung einer SEO-Roadmap nimmt in den meisten Fällen schon einige Tage in Anspruch. Die Optimierung der Website für die Suchmaschinen ist dazu nie abgeschlossen, da immer wieder Änderungen, Neuerungen (siehe den Punkt „SEO ist keine exakte Wissenschaft“) zu verzeichnen sind. SEO sollte daher immer kontinuierlich betrieben werden.
Wer jetzt auf sogenannte „Spar-Angebote“ wie SEO für 249 € pro Monat hereinfällt, kann sich sicherlich vorstellen, wie wenig für so einen Preis geleistet werden kann. Wer nur wenig Geld für SEO ausgeben möchte, sollte es gleich bleiben lassen und SEO selbst betreiben oder alternative Traffic-Kanäle nutzen.
4. Onpage steht immer vor Linkaufbau, aber irgendwann muss man auch damit mal anfangen, oder?
Backlinks sind im SEO nach wie vor relevant, allerdings sollten vor jedem Linkaufbau die Hausaufgaben in Form einer vernünftigen OnPage-Optimierung gemacht worden sein. Es wird dir nichts bringen, wenn deine Seite unzählig viele Seiten an Duplicate Content, miserablen Texten oder sonstigen groben Fehlern hat. Optimiere deine Seite bestmöglich, bevor du dich ans Linkbuilding heranwagst.
Oftmals sehe ich zwei Seiten bei Webmastern, die ihre Seiten für die Suchmaschinen optimieren:
Die einen optimieren ihre Website überhaupt nicht und wollen alles mit starken Links pushen. Die andere Hälfte optimiert sich die Finger wund und vernachlässigt komplett den Linkaufbau, was wiederum auch nicht optimal ist, da Links nach wie vor ein relevanter Rankingfaktor sind.
Versuche einen Mittelweg zu gehen: Google wird dich nicht belohnen, wenn deine Seite jetzt statt 1,21 Sekunden 1,17 Sekunden schnell lädt. Sei nicht zu perfektionistisch! Kleine Schnitzer können auch noch später korrigiert werden.
5. SEO benötigt Zeit – halte die Füße auch mal still
SEO benötigt immer Zeit und Geduld. Wie bereits angesprochen, wirken viele Optimierungen oftmals erst nach längerer Zeit. Stellenweise habe ich erlebt, dass Optimierungen eine Seite in den Rankings zunächst mal kurz einbrechen lassen können. Als würde Google testen, ob du deine Änderungen wirklich so haben willst und damit unruhige SEO- und Webmaster testen will, die ihre Füße nicht stillhalten können.
Daher ist es wichtig, bei einer Optimierung auch immer Ruhe zu bewahren und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Wenn die Rankings einbrechen, gilt es Ursachenforschung zu betreiben.
6. SEO-KPIs – Bitte geil dich nicht an irgendeiner Sichtbarkeitskurve auf!
An einem Sonntagmorgen hat sich ein aufgeregter Kunde bei mir gemeldet: „Herr Auler, unsere Sichtbarkeit ist um 17,1 % gefallen. Google hasst uns! Wir wurden abgestraft.“ Leicht benommen setzte ich mich an meinen PC, um die Entwicklung zu betrachten. Zu zwei traffic-starken Keywords gab es einen Fall von Platz 11 auf Platz 19. Alle anderen Rankings sind gleich geblieben. „Google hasst Sie nicht. Rankingschwankungen sind völlig normal und können von niemandem vermieden werden“, versuche ich den Kunden zu beruhigen … genau hier möchte ich meine Abneigung auf die ganzen Sichtbarkeitsmetriken erklären.
Nur weil Tools irgendeinen Absturz in einer zusammengerechneten Statistik melden, heißt es nicht, sofort in Panik auszubrechen und schreiend durch die Gegend zu rennen:
Achte lieber auf die realen Traffic-Zahlen sowie die Klickrate in der Search Console. Gibt es hier spürbare Veränderungen? Wenn ja, gilt es Ursachenforschung zu betreiben, wie die Konkurrenz erneut zu analysieren (welche Seiten sind nach vorne gekommen? Ist irgendein Muster zu erkennen?).
Beachte außerdem, dass es IMMER Veränderungen in den Rankings gibt. Rankings werden steigen, aber auch mal fallen. Solche Schwankungen sind völlig normal und können von keinem SEO- / Webmaster vermieden werden.
7. Meta-Title und Meta-Description müssen optimiert werden
Als absolutes Basic zu betrachten ist die Optimierung des Meta-Titles und der Description. Seltsamerweise werden diese von vielen Webmastern nach wie vor nicht richtig optimiert. Achte darauf, dass dein Title aussagekräftig ist und zum Klicken animiert. Welche Inhalte und welchen Mehrwert erwarten den Besucher auf deiner Seite? Versuche dies immer in den Title und in die Description einzubauen.
Achte auch darauf, welche Inhalte, wie z. B. Sonderzeichen, die Konkurrenz in den TOP 10 UND (wenn vorhanden) die Ads-Anzeigen haben. Besonders die Ads-Anzeigen sind häufig besser optimiert als die organischen TOP-10-Anzeigen. Hier gilt es viel zu testen und die Klickrate (CTR) zu analysieren. Je höher die Klickrate zu einzelnen URLs ist, desto höher sind auch deine Chancen, in den organischen Rankings zu steigen.
8. Black-Hat-SEO ist ein absolutes No-Go geworden
Ja, Black-Hat-SEO kann wirklich spannend sein und kann auch 2017 (leider) noch teilweise funktionieren. Jedoch wird Google immer besser darin, solche Techniken zu erkennen und wird dich früher oder später dafür abstrafen. Wer den kurzfristigen Erfolg sucht, wird langfristig niemals erfolgreich sein. Ich habe Webmaster kennengelernt, die zwar erfolgreich durch Black/Grey-Hat-SEO ihre Seiten nach vorne gebracht haben, diese jedoch schon teilweise echt paranoid geworden sind, da sie permanent Angst hatten, von Google erwischt zu werden.
Aus meinen Erfahrungen kann ich dir sagen, dass wenn du nach den Regeln von Google spielst, du dafür früher oder später belohnt werden wirst und dies sogar langfristig! Optimiere deine Seite gründlich, damit der Google Crawler deine Seite einwandfrei indexieren kann und erstelle Inhalte, die für deine Zielgruppe relevant sind und mit Freude konsumiert werden. Unterlasse daher Black-Hat-SPAM-Taktiken wie Keywordstuffing, Linkspam usw.
9. Indexierung ist wichtig
Mache einen regelmäßigen „Frühjahrsputz“ auf deiner Website, um Unterseiten mit nur kleinem oder gar keinem Mehrwert und doppelten Inhalten zu entfernen. Diese Entschlackung führte aus meinen Erfahrungen heraus bei vielen Projekten zu einer positiven Rankingentwicklung. Bedenke, dass auch Google versucht, Kosten zu sparen, daher schicken diese ihre Crawler nur so oft es nötig ist auf Websites.
Gibt es gravierende Fehler, merkt das die Maschine und lässt ihren Crawler seltener über deine Website laufen, was für deine Rankings sehr schädlich sein kann.
10. Make „Interne Links“ great again
Interne Links sind einfach zu setzen und können sehr hilfreich sein. Leider wird dies von so einigen Webmastern komplett ignoriert.
Schaue dir als gutes Beispiel Wikipedia an. Dort es gibt es eine wahre Flut an internen Links, besonders aus dem Fließtext heraus. Solche Links sind besonders mächtig und zeigen Google, um welche Inhalte es sich bei der verlinkten Seite handelt. Setze daher interne Links mit einem exakten Ankertext immer gezielt ein.
11. Unterschätze Webdesign nicht!
Sieht deine Website furchtbar aus, hilft dir SEO auch nicht mehr weiter. So einfach ist das leider. Google versucht immer mehr, echte Nutzersignale für die Berechnung der Rankings mit einzuberechnen. Verlassen deine Besucher aufgrund der Optik oder anderen Fehlern schnell wieder deine Seite, kann sich dies früher oder später negativ auf deine Rankings auswirken.
Danke für deine Aufmerksamkeit. Und nun zu dir: Was sind für dich die wichtigsten SEO-Erkenntnisse aus den letzten Jahren?
Bild: SEO @fotolia/John Smith
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